Jimmy's Interview mit dem Birsfelder Anzeiger zur WM 2004 in Greifenburg:

 

Sehr geehrter Herr Ris

Erlauben Sie mir einige Fragen für den Birsfelder Anzeiger:

Herr Ris, in der Einzelwertung der WM sind Sie Achter geworden. Sind Sie mit diesem Resultat zufrieden?
Mein Ziel war unter die TOP TEN zu kommen. Meine Hoffnung auf dem Podest abzuschliessen. Tatsächlich ist mein achter Schlussrang irgend etwas dazwischen, das ich wohl gut akzeptieren kann aber mich auch nicht ganz befriedigt.

Wie kam das Resultat zustande?
Bei genauerem analisieren des zweiwöchigen Wettkampfes sind zwei Aspekte wichtig.

Zum Einen: Meine Vorbereitung auf das Material bezogen war ungenügend, um zu gewinnen. Die dominierenden zwei Italiener hatten gewisse Modifikationen an Ihren Fluggeräten angebracht, die Ihnen bedeutend höhere Fluggeschwindigkeiten bei gleichem Kraftaufwand ermöglichte. Fast täglich waren Sie zehn bis zwanzig Minuten schneller im Ziel. Dies ist beträchtlich viel, denn die totale Flugzeit betrug zwischen drei und sechs Stunden in denen täglich zwischen 180 und 250 km zurückgelegt wurden. Die Plätze drei bis zehn liegen sehr nahe bei einander, so dass sich jeder eine Chance auf den dritten Platz ausrechnen konnte.

Zum Anderen: Der Dritte Tag wurde ungerechtfertigt wegen angeblichem Gewitter gestrichen. An diesem Tag war ich mit zwei anderen Piloten die einzigen im Goal. Meine direkten Konkurrenten standen frühzeitig am Boden. Diese gestrichenen Punkte fehlten mir bis am Schluss. –Schade!—Die Enttäuschung äusserte sich am nächsten Tag mit einer Motivationsschwäche und dem resultierenden schwachen Flug. Das Resultat war der achte Zwischenrang, der ich bis am Schluss nicht mehr verbessern konnte!

Was haben Sie unterschätzt?
Die Thermik in den Kärntner Dolomiten war extrem stark. Steigwerte bis zehn Meter pro Sekunde waren an der Tagesordnung. Dies bedeutet 3000 Meter Höhengewinn in fünf Minuten. Ein bisschen Sturm wird einem schon bei dieser Urgewalt! Diese Thermik in einen schnellen Flugstil umzusetzen war der Schlüssel zum Erfolg. Dies gelang mir nicht immer optimal!

Was haben Sie gelernt? Was würden Sie nächstes Jahr anders machen?
Das Material meiner Konkurrenten war extrem ausgereift. Dies muss ich verbessern!

Mental kann ich mich sicher auch verbessern. Auch nach X- Stunden Flug und Anstrengung noch schnell und richtig entscheiden zu können, ist essentiell.

In der Teamwertung kamen Sie mit fünf anderen Schweizern auf den fünften Rang. War dieses Resultat unter Ihren Erwartungen, oder sind Sie damit zufrieden?
Sicher war dies eine Enttäuschung! Die extremen Bedingungen führten zum Teil zu geistigen und körperlichen Blockaden verschiedener Team- Kollegen. Der Grundsatz gilt: In der Luft soll man sich nur bewegen, wenn man sich gut fühlt. Erzwingen kann man da oben eben nichts!!

In der Damenkategorie gibt es anscheinend noch kein Schweizer Team.
Gibt es Bestrebungen, so ein Team aufzubauen?
Wir hatten eine Frau dabei, die sich auch gut geschlagen hatte. Die Schweizer hatten vor Zeiten ein gutes Nati- Team. Doch dieses hat sich aufgelöst und die Frauen wurden z.T. Mütter. Schön wär’s wieder eine vollständige Frauenmannschaft zu haben. Die meisten jungen flugbegeisterten jungen Frauen lernen heute leider Gleitschirmfliegen.

Die wievielte WM war es für Sie?
Nach Australien, Schweiz, Brasilien, Italien, Spanien war dies die sechste WM.

Betreiben Sie diesen Sport noch lange?
An
Wettkämpfen auf diesem Niveau werde ich sicher nicht mehr lange teilnehmen. Jedoch auf schöne Flüge in der Region und in den Alpen werde ich vermutlich auch in der Zukunft nicht verzichten können. Zugegeben, ein bisschen süchtig bin ich schon.

Wann findet die nächste WM statt?
2006 in Florida! Dies könnte noch ein Ziel sein. Warten wir’s ab!

Danke vielmals für Ihre Unterstützung. Ich hoffe, Ihr Sport profitiert
von ein bisschen Publicity, selbst wenn es nur im Birsfelder Anzeiger
ist.


Mit freundlichen Grüssen

Rolf Zenklusen, Redaktor Birsfelder Anzeiger

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